Spannende Funde aus der letzten Zeit …

Egal ob Bildband, Graphic Novel, Blog oder Filmtipp – Sehens- und lesenswerte Projekte, die sich in der ein oder anderen Form mit der Corona-Pandemie auseinander setzen, werden hier gesammelt und vorgestellt. Ein paar Tipps zum Stöbern, Inspirierern lassen und Gedanken machen.


♪♫ „Und immer wenn der Mond scheint / Dann ist Showtime…“

Die Tage werden kürzer – die Nächte wieder länger: Leider befinden wir uns immer noch und immer wieder in den dunklen Tagen der Corona-Pandemie, die erneut das Nachtleben lahm legt. Um nicht vollständig der dunklen Stimmung zu verfallen, empfehlen wir das Hören und Mitwippen von  „Eule“ von Jan Delay feat. Marteria vom Album Earth, Wind & Feiern (2021).

Es ist Jan Delays mittlerweile fünftes Soloalbum, das nun mitten in der Pandemie erscheint und ganz im Hier und Jetzt verankert ist. So ist das Album, und vor allem „Eule“, Musik für das ausgelassene Feiern im heimischen Wohnzimmer und all die geschlossenen Clubs in unseren Herzen.

Video zum Song „Eule“ von Jan Delay feat. Marteria

Der Song soll als kleine Erinnerung an die Zeit vor der Pandemie verstanden werden, in der die Nachteulen tanzend durch die Straßen flatterten. Vielleicht kommt ja auf diesem Wege die Beschwingtheit für kurze Zeit zurück…


Das Coronarchiv – eine Onlinesammlung der Unis Hamburg, Bochum und Gießen

https://coronarchiv.blogs.uni-hamburg.de/

Screenshot der Homepage zu "Coronarchiv" Links ein Foto einer Skulptur, die mehrere Figuren zeigt, welche einen medizinischen Mund-Nasen-Schutz (OP MAske) aufgesetzt bekommen haben. Rechts ein Textblock, der den Titel trägt: Herzlich Willkommen im Coronarchiv.

Eindrücke und Erinnerungen festhalten, archivieren – und irgendwann darauf zurückblicken. Manchmal wünscht man sich genau das in turbulenten Zeiten wie diesen. Das Coronarchiv hat sich genau das zur Aufgabe gemacht und sammelt schon seit März 2020 persönliche Erinnerungsschnipsel zur Corona-Krise. Innerhalb eines Jahres ist es zu einer der größten Onlinesammlungen zur Pandemie geworden! Geleitet wird das Projekt von vier Historikern und unterstützt durch ein Team von Mitarbeiter:innen und wissenschaftlichen Hilfskräften der beteiligten Universitäten.

Inzwischen reicht die Vielfalt der eingereichten Beiträge von Whatsapp Chatverläufen und Gedichten über Einkaufszettel bis hin zu Tagebucheinträgen , Videos und vielem mehr. Thematisch zusammenhängende Beiträge wurden zudem zu Online-Ausstellungen zusammengefasst, die einen Einblick in ganze Sammlungen ermöglichen, so z.B. Kinder und Jugendliche im Lockown oder einen Rückblick auf ein Jahr Coronarchiv.  

So lassen sich mittlerweile unzählige mal ernste, mal humorvolle, mal besorgte und mal optimistische Beiträge zum Pandemiealltag finden. Neue digitale Beiträge werden weiterhin gerne entgegen genommen; vom Coronarchiv kann nach wie vor jede:r ein Teil werden! 


Notizen zur Krise – Georg Diez & Philip Grözinger: Blogdown.

Buchcover von "Blogdown": Ein einfarbiger cremefarbener Hintergrund, auf dem in Weiß der Titel und in Blau die Autorin, sowie der Untertitel ("Notizen zur Krise") steht.

Cover Frohmann Verlag (Pressefoto)

 

Ausschnitt einer Zeichnung von Blogdown S. 44: Graue Comicfigur mit großen weißen Augen und unförmigem Körper hält gefülltes Weinglas in der rechten Hand und die Weinflasche mit der linken Hand umklammert. Im Hintergrund ein Bücherregal und ein Esstisch.

Illustration in Blogdown

 

 

 

 

 

 

 

Georg Diez / Philip Grözinger, Blogdown. Notizen zur Krise

Dies, so die Autoren im Vorwort von Blogdown, sei kein politisches Buch, „jedenfalls nicht im klassischen Sinne.“ Dass diese ‚Notizen zur Krise‘, in denen die Zersplitterung von Leben und Alltag bereits im ersten Lockdown thematisiert wurden, doch als politisches Statement gewertet werden können, hat der weitere Verlauf der Pandemie mittlerweile hinlänglich bewiesen. Die Pandemie als Spiegel der Missstände innerhalb der Gesellschaft und der Politik wird beim Lesen dieses Tagebuchs von Georg Diez mit Zeichnungen von Philip Grözinger – in der Rückschau auf die Monate März 2020 bis Juni 2020 – besonders deutlich. Zudem verhandeln die Tagebucheinträge die Vereinzelung und das Eingeschlossen sein, was in den Bildern von Philip Grözinger eindrücklich gestaltet wird, in denen einer geisterhaften Gestalt, einem ‚Funktionsmenschen‘ „die Zeit ein Gefängnis geworden ist und die Wohnung eine Zelle.“ Den ersten Corona-Lockdown nutzten die beiden Autoren dazu, ihre Fragen, Beobachtungen und Gedanken in Form dieses Buches festzuhalten. Notizen und Zeichnungen reflektieren das Geschehene, geben Ausblicke und versuchen Antworten zu finden zu einer Zeit, in der das öffentliche Leben still steht; die Gedanken dazu in unseren Köpfen jedoch sicher nicht.

Ausschnitt Zeichnung au Blogdown S. 54: Weiß-raue Comicfigur mit großen Augen sitzt auf einem Stuhl am rechten Bildrand und wendet sich, mit einem Stift in der Hand, einer Staffelei zu. Im Hintergrund ein Regal, mit Büchern und ein Fenster.

Illustration mit Textausschnitt aus Blogdown

Blogdown ist in dem Indie-Verlag FROHMANN erschienen, der 2020 mit einem Deutschen Verlagspreis ausgezeichnet wurde und als Pionier im Bereich digitaler Literatur gilt. Im Frohmann Verlag werden neue kulturelle Formen in den Blick genommen, neben den ‚Kleinen Formen‘, in denen Blogdown veröffentlicht wurden, die Wissenschaftsreihen Generator sowie die genuin digitalen Printreihen No Author und Frohmann /0x0a. Zudem erklären die Präraffaelitischen Girls nicht nur das Internet sondern mittlerweile auch die Hexerei. Schaut also mal vorbei: https://frohmannverlag.de/. 

Ausschnitt Zeichnung aus Blogdown, S.75. Weiße Comicfigur liegt auf Liege auf Balkon und liest ein Buch. Rechts ein Sonnenschirm und Blumen mit roten Akzenten.

Illustration aus Blogdown

Eckdaten Buch: Blogdown. Notizen zur Krise von Georg Diez und Philip Grözinger
Erschienen im Dezember 2020 im Frohmann Verlag
172 Seiten, 85 farbige Abbildungen
ISBN 9783947047420
34,00€
Zum Buch

 


Tim Oehler: Corona Nights Hamburg

https://www.corona-nights.de/

Corona Nights: Willy-Brand-Straße / Rödingsmarkt (Fotograf: Tim Oehler)

Der nächtliche, menschenleere Hans-Albers-Platz in Hamburg, St. Pauli. Verlassene Bars und Kneipen, davor eine Straße mit Kopfsteinpflaster. Einzelne Lichtquellen sind die teilweise rot erleuchteten Schriftzüge der Barnamen und eine orangene Straßenlaterne.

Corona Nights: Hans-Albers-Platz (Fotograf: Tim Oehler)

 

 

 

 

 

 

Ein verlassener Elbtunnel, eine menschenleere Reeperbahn … Was uns allen vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie undenkbar erschien, wurde mit dem ersten Lockdown Realität. Der Fotograf Tim Oehler hat die sonst so belebten Straße und Plätze Hamburgs bei Nacht mit seiner Kamera festgehalten. Menschenleer, gespenstisch und doch irgendwie friedlich präsentieren sich Hamburgs berühmteste Orte von einer ganz neuen Seite. Oehlers Projekt startete mit der Präsentation der Fotos auf seiner Website, wo viele Impressionen noch immer zu finden sind. Mittlerweile ist auch ein Bildband erschienen, in dem das spannende Projekt gesammelt festgehalten wurde.

Dammtordamm aus Sicht des Bahnhof Dammtors bei Nacht. Menschenleere Straße, Beleuchtung von Ampeln und Straßenlaternen.

Corona Nights: Dammtordamm (Fotograf Tim Oehler)

 

Eckdaten Buch:Corona Nights Hamburg. Fotografien von Tim Oehler.
Erschienen im September 2020 im Junius Verlag
208 Seiten, ca. 130 Abbildungen
ISBN: 978-3-960605331
39,99€
Buch hier bestellen


NBC News – Covid Chronicles

https://www.nbcnews.com/think/opinion/covid-chronicles-series

Screenshot der Covid Chronicles Website. Auf leuchtend orangenem Grund steht der Titel der Seite und eine kurze Erläuterung in weißer Schrift, darunter sind die Vorschauen auf zwei Stories zu sehen. Links die comichafte Darstellung einer medizinisch aussehenden Person mit Maske, rechts eine schwarze Frau, die mit Kopftuch, Brille und Beatmungsschlauch in einem Krankenhausbett liegt.

Eine Sammlung wahrer Geschichten, die Lebensabschnitte von Betroffenen der Corona-Krise thematisiert. Aus der Sicht von z.B. Pflegepersonal, Patient:innen oder Journalist:innen werden in comichafter Darstellung insgesamt zehn bedrückende, aber auch ermutigende Schicksale geschildert. Das Besondere hierbei ist der markante Zeichenstil in Kombination mit kurzen, prägnanten Textpassagen, die häufig nur aus einem oder zwei Sätzen pro Abbildung bestehen. Die Geschichte einer Mutter aus New York beispielsweise, die im März 2020 ernsthaft an Covid 19 erkrankt, wird gleichermaßen schockierend und berührend wiedergegeben. Nur eines von vielen Corona-Schicksalen, das Betroffenen Raum zum Teilen ihrer Erfahrungen gibt und einem die Gefahren und Hoffnungen der Pandemie eindrücklich ins Gedächtnis rufen.